Willkommen auf unserer Webseite!
Die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft beschäftigt sich mit der Pflege und Verbreitung des künstlerischen Werkes von Dmitri Schostakowitsch.
Hier finden Sie Informationen über den Komponisten und seine Musik, sowie über die Gesellschaft und ihre Aktivitäten, und Sie können auch Ihre Fragen stellen und Meinungen äußern. Bei uns finden Sie Musikspezialisten und viele Freunde, die die Zuneigung zu Schostakowitsch und seiner Musikwelt zusammengeführt hat.
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News
Das Programm der 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch
Schostakowitsch – Schnittke – Meyer
Werke von Dmitri Schostakowitsch, Alfred Schnittke und Krzysztof Meyer bestimmen das Programm der 14. Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, die vom 22. bis 25. Juni im Kurort Gohrisch in der Sächsischen Schweiz stattfinden werden.
Alfred Schnittke hat mit seiner polystilistischen Schreibweise die Widersprüchlichkeit der spätsowjetischen Ära wie kein Zweiter in Töne gesetzt. Er starb vor 25 Jahren in Hamburg. Krzysztof Meyer, langjähriger Präsident und jetziger Ehrenpräsident der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft ist den Schostakowitsch-Tagen von Anfang an eng verbunden. Der einstige Freund Schostakowitschs und sein späterer Biograf feiert in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag – für die Schostakowitsch-Tage ein willkommener Anlass, ihn mit dem diesjährigen Schostakowitsch-Preis auszuzeichnen und einige ausgewählte Werke des bedeutenden polnischen Komponisten in Gohrisch zu präsentieren.
„Eigentlich könnte ich konstatieren: Wir freuen uns auf ein normales Festival, ohne jegliche Einschränkungen. Allein das wäre schon viel wert. ‚Normal‘ sind diese Zeiten aber mitnichten. Und ‚normal‘ ist auch nichts bei den Schostakowitsch-Tagen“, betonte Tobias Niederschlag, Künstlerischer Leiter der Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch, bei der Vorstellung des diesjährigen Programms. „Jedes Jahr von neuem folgen Weltklassekünstler unserem Ruf in die Gohrischer Konzertscheune, lassen sich auf Programme ein, die sie exklusiv für unser Festival einstudieren – und verzichten dafür noch auf jegliche Honorierung. Das grenzt immer wieder von Neuem an ein Wunder. Und ist letztendlich nur dem Künstler und Menschen Dmitri Schostakowitsch zu verdanken, dem alle Musikerinnen und Musiker, die zu uns kommen, allerhöchste Wertschätzung entgegenbringen. Das spüren wir als Festivalmacher, das spürt aber auch unser Publikum. Und das schafft eine Atmosphäre, wie ich sie tatsächlich nur hier in Gohrisch bislang erlebt habe.“
Ausführliche Informationen zum Programm und zum Kartenvorverkauf finden Sie hier ►
21. Musikwissenschaftliches Symposium 2023
„Schostakowitsch in der europäischen Kulturgeschichte“
Von Bernd Feuchtner
Schostakowitsch und Stalin – das ist ein ausuferndes Thema geworden, plattgetreten in Buch, Film und Oper. Sicher, der wachsende Terror hat die Entwicklung des Komponisten in eine andere Richtung gelenkt, als er plante. Dass er sich dennoch geistig nicht unterkriegen ließ, lag an seiner Persönlichkeit, die in der Petersburger Intelligentsia geformt worden war. Dort hatte man einen weiteren Horizont als nur den russischen und dann den sowjetischen. Die Moderne war in Kunst, Dichtung und Musik eine gesamteuropäische Erscheinung, war Resultat der Entwicklung aller europäischen Gesellschaften im 19. Jahrhundert. Die russischen Künstler des 19. Jahrhunderts waren viel gereist: nach Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien. An erster Stelle stand Paris als Hauptstadt des 19. Jahrhunderts, aber für Peter Tschaikowsky war Bachs, Mendelssohns und Schumanns Leipzig ebenso wichtig und umgekehrt St. Petersburg für Beethoven, Wagner, Verdi, Mahler. Schostakowitsch hielt sich musikalisch für einen Abkömmling der Wiener Schule, bereichert durch die universale Musik von Mahler und Mussorgski. Es ist bekannt, dass er auch später die Entwicklungen der westeuropäischen Musik aufmerksam verfolgte und seine Schüler damit bekanntmachte. Der Jazz, das Musical, Charlie Chaplin beeinflussten nicht nur seine Unterhaltungsmusik. Die Entfremdungszeichen dort waren auch ihm nicht fremd, Krieg und Judenverfolgung trafen Gesamteuropa. Samuel Beckett beispielsweise war – auch wenn er ihn vielleicht nicht kannte – eine verwandte Künstlerseele.
Der Eiserne Vorhang hat die europäische Kultur nicht völlig trennen können, unter Künstlern gab es einen stetigen Austausch von Gedanken und Techniken. Diesen Verbindungen – vom Symbolismus über den Futurismus bis zu den Folgen des Totalitarismus (der ja auch eine gemeinsame europäische Erfahrung war) und dem Existentialismus in allen Kunstsparten wollen wir nachgehen. Es ist Zeit, Schostakowitsch aus der Sowjetnische zu befreien.
Unser 21. Musikwissenschaftliches Symposium wird voraussichtlich am 22. und 23. September 2023 in Dortmund stattfinden. Über den genauen Veranstaltungsort und das Programm informieren wir Sie zeitnah an dieser Stelle.
Stellungnahme des Präsidenten der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft e.V. zum russischen Überfall der Ukraine:
Das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herausarbeiten
Liebe Freundinnen und Freunde der Musik von Dmitri Schostakowitsch!
Wir alle sind entsetzt über den Überfall Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine. Aber die Zeichen waren deutlich: Die Zerstörung Tschetscheniens und Syriens, die Ausschaltung jeglicher Opposition und die Gleichschaltung der Presse waren einige der Zeichen, dass die Russen erneut in einem totalitären System gefangen sind. Und wenn die Wörter Krieg, Invasion und Aggression verboten werden, weiß eigentlich jeder, dass es sich genau darum handelt
Putin erklärte alle diejenigen zu Freiwild, die mit westlichem Lebensstil (für Putin heißt das „Wer nicht ohne Foie gras, Austern und die sogenannten Gender-Freiheiten leben kann.“) und westlichen Werten sympathisieren: Das russische Volk vermöge stets echte Patrioten von «Abschaum und Verrätern» zu unterscheiden. Es spucke sie einfach aus wie eine Fliege, die zufällig in den Mund geflogen sei.
Journalismus und Wissenschaft sind unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich. Und so hat eine große Emigrationswelle eingesetzt, auch unter unseren russischen Freunden beschäftigt man sich mit dieser Frage.
Umso wichtiger scheint mir das Thema unseres nächsten Symposiums „Schostakowitsch in der europäischen Kultur“. Der Putin'sche Chauvinismus möchte die Kultur wieder auf ein mystisches „Russentum“ einschränken, wie Stalin das auch schon getan hatte. Die russische Kultur hat sich aber im ständigen Austausch mit den anderen europäischen Staaten entwickelt. Ihr wichtiger Beitrag zur europäischen Kultur ist kaum zu ermessen. In der Musik Schostakowitschs konzentriert sich diese gegenseitige Befruchtung.
Wir müssen alles dafür tun, um das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herauszuarbeiten. Nur durch regen Austausch lässt sich verhindern, dass in Russland das Wissen um unsere engen Verbindungen ausgelöscht wird. Dazu muss auch bei uns dieses Wissen gefördert werden.
Unsere Herzen sind bei unseren ukrainischen und russischen Freunden!
Bernd Feuchtner
Neue Edition der Berliner Philharmoniker: Kirill Petrenko dirigiert Schostakowitschs Symphonien 8, 9 und 10
Unglaubliche Seelendramen
Als »unglaubliches Seelendrama« beschreibt Kirill Petrenko Dmitri Schostakowitschs Achte Symphonie. Unter Lebensgefahr verfasste der Komponist sie während des Zweiten Weltkriegs: zwischen bedrohter Existenz und stalinistischer Zensur. Auch die Neunte und Zehnte legen eindringlich Zeugnis ab von Schostakowitschs Auseinandersetzung mit dem Regime – und seiner Selbstbehauptung. Berliner Philharmoniker Recordings veröffentlicht nun die Aufnahmen der Symphonien 8–10 als zweite große Hardcover-Edition des Orchesters mit Chefdirigent Kirill Petrenko. Die Edition enthält die Aufnahmen, die während der Corona-Pandemie entstanden sind, auf zwei CDs sowie einer Blu-ray. Begleitet werden sie von einem Interview-Film mit Kirill Petrenko und fundierten Texten zu Schostakowitschs Wirken. Der Chefdirigent der Berliner Philharmoniker erläutert im Vorwort zudem seine Verbundenheit mit dem Werk des großen russischen Komponisten.
Das Booklet enthält zudem einen längeren Beitrag „Schostakowitsch, der Europäer“ von Bernd Feuchtner, in dem der Präsident der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft ausführlich die kreative Weiterentwicklung der Formen der Wiener Tradition von Haydn bis Mahler durch Schostakowitsch untersucht, der sich durch deren etablierte Formenwelt einerseits tarnte, andererseits aber auch die Verbindung zur gesamteuropäischen Kultur aufrecht erhielt. ►
Meinhard Saremba: Britten und Schostakowitsch
Ein Künstlerfreundschaft im Schatten der Politik
Nach den Büchern zu Elgar/Britten (1994), Janáček (2001) und zu Clara Schumann/ Johannes Brahms (2021) legt nun der deutsche Musikwissenschaftler Meinhard Saremba ein weiteres Komponisten-Doppelporträt vor: zu Britten und Schostakowitsch. Das Wagnis hat sich gelohnt, die beiden aus dem Schatten der Politik zu holen, den englischen Komponisten, Benjamin Britten (1913-1976), in der Zeit des Niedergangs eines Weltreiches und den russischen, Dmitri Schostakowitsch (1906-1975), in der schreckenerregenden Sowjetzeit.
Die 1960 eher zufällig sich ergebende Bekanntschaft, welche über die zeitweise schier unüberwindliche Grenze des Kalten Krieges hinweg zur Freundschaft werden konnte, wird in den verschiedensten Facetten von künstlerischen und menschlichen Bezügen dargestellt; allen Widerwärtigkeiten zum Trotz konnten sie sich sechsmal treffen, sowohl in Aldeburgh wie in Moskau, als auch auf der gemeinsamen Reise in Armenien (Sommer 1965).
Lesen Sie hier die vollständige Rezension von Jakob Knaus ►
Briefe an Iwan Sollertinski
Dmitri Schostakowitsch ohne Maske
Nirgends zeigt sich der große sowjetrussische Komponist Dmitri Schostakowitsch so unverstellt wie in den Briefen an seinen besten Freund Iwan Sollertinski, den klügsten Musikwissenschaftler Russlands. Kennengelernt hatten sie sich in Sankt Petersburg (damals Leningrad), als Schostakowitsch 20 war und Sollertinski 24. Beide klebten sofort aneinander wie die Kletten. Und wenn sie getrennt waren, schrieben sie sich Briefe oder Postkarten. Nur die von Schostakowitsch sind erhalten. Sie geben das Bild zweier brillanter junger Künstler, die sich mit Begeisterung in die aktuellen Auseinandersetzungen stürzen und dabei nicht vergessen, das Leben zu genießen. Auch so intim erleben wir Schostakowitsch sonst nirgends. Ab 1935, mit dem Stalin’schen Terror, verändert sich die Tonlage allmählich. Die beiden sind sich nicht mehr so sicher, dass Können und Argumente sich durchsetzen. Der Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion und die Einkreisung Leningrads durch die Nazitruppen trennt die Freunde: Schostakowitsch wird nach Samara (damals Kuibyschew) evakuiert, Sollertinski nach Nowosibirsk. Ein gutes Ende scheint auf, als Schostakowitsch 1943 nach Moskau zieht und dem Freund eine Professur am Moskauer Konservatorium vermittelt. Doch der durch Kriegsentbehrungen und Mobbing in der Leningrader Philharmonie geschwächte Sollertinski erliegt 1944 mit 41 Jahren einem Herzschlag. Für Schostakowitsch war das eine Katastrophe. Seine Briefe bilden ein Monument für eine große Freundschaft und geben intime Einblicke in die kulturpolitische Entwicklung der Sowjetunion.
Jetzt endlich sind die von Dmitri Sollertinski und Ljudmila Kownazkaja herausgegebenen Sollertinski-Briefe Schostakowitschs in deutscher Übersetzung von Ursula Keller und mit einem Vorwort von Bernd Feuchter, dem Präsidenten der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft, versehenen Ausgabe im Wolke Verlag erschienen. Das Buch (251 Seiten, Paperback., € 36.–, ISBN: 978-3-95593-097-4) ist überall im Buchhandel erhältlich.
Zeugnisse aus eisiger Zeit – Eine Rezension von Jakob Knaus erschien in der Schweizer Musikzeitung 1_2/2022: ►
Hinter Fassade und Fälschung – Eine Rezension von Christoph Schlüren in der nmz 3/2023: ►
Schostakowitsch als Vokalkomponist
Während seine Opern, Sinfonien und Streichquartette zum festen Repertoire der Musikinstitutionen gehören, werden Schostakowitschs Lieder leider noch immer wenig aufgeführt. Findet man sie im Internet oder hat man Aufnahmen auf Tonträgern, fehlt oft der Text, um die Musik wirklich verstehen und genießen zu können.
Dabei hat Schostakowitsch noch mehr Vokalmusik komponiert! Sehr viel mehr, als man vermuten würde. Und dazu sind die Texte noch viel schwerer aufzutreiben.
Um ein größeres Interesse an diesen Werken zu wecken, haben wir diese Sammlung der von Schostakowitsch vertonten Texte zusammengestellt, die wir Ihnen hier zum kostenlosen Download zu Verfügung stellen. Klicken Sie einfach auf die nebenstehende Vorschau. (Diese Datei wurde zuletzt am 18. Oktober 2021 aktualisiert).
Unser Schostakowitsch-Textbuch ist noch im Aufbau, wird aber fortlaufend ergänzt. Vielleicht können ja auch Sie dazu beitragen? Schreiben Sie uns, wenn Sie uns noch fehlende Texte zur Verfügung stellen möchten: info@schostakowitsch.de
Kostenloser Download unserer Schostakowitsch-Studien
Die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft stellt ab sofort die nicht mehr im Buchhandel erhältlichen Bände ihrer Schostakowitsch-Studien zum kostenlosen Download bereit. Die Bände enthalten im Wesentlichen Vorträge, die seit 1992 im Rahmen unserer Musikwissenschaftlichen Symposien von renommierten Musikwissenschaftlern und Musikwissenschaftlerinnen gehalten wurden und stellen einen überaus wertvollen Beitrag zur internationalen Schostakowitsch-Forschung dar. Sie sind zwischen 1998 und 2014 im nicht mehr existierenden Verlag Ernst Kuhn, Berlin erschienen. Durch Anklicken des Titelbildes startet der Download des jeweiligen Bandes. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Übersichtsseite. ►