Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft e.V.

Dmitri Schostakowitsch, 25. September 1906  ─  9. August 1975

Willkommen auf unserer Webseite!

Die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft beschäftigt sich mit der Pflege und Verbreitung des künstlerischen Werkes von Dmitri Schostakowitsch.

Hier finden Sie Informationen über den Komponisten und seine Musik, sowie über die Gesellschaft und ihre Aktivitäten, und Sie können auch Ihre Fragen stellen und Meinungen äußern. Bei uns finden Sie Musikspezialisten und viele Freunde, die die Zuneigung zu Schostakowitsch und seiner Musikwelt zusammengeführt hat. 

  • Wenn Sie auch Schostakowitsch und seine Musik lieben, werden Sie Mitglied! Wir freuen uns auf Sie! Sprechen Sie uns an: Info@Schostakowitsch.de. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft finden Sie hier


News 

15. Internationale Schostakowitsch Tage Gohrisch

Prall gefülltes Festivalprogramm mit vielen Neuheiten und Debüts

Gidon Kremer bestreitet einen Kammerabend in Gohrisch. Foto: (c) Angie Kremer

Die Internationalen Schostakowitsch Tage Gohrisch feiern 2024 ihr 15-jähriges Bestehen. Mit sieben hochkarätig besetzten Konzerten und einer Filmvorführung wird der Jahrgang an vier Festivaltagen begangen. Zahlreiche Musikerinnen und Musiker sind zum ersten Mal in der Konzertscheune zu erleben, darunter Matthias Goerne, Martin Helmchen, Marie-Elisabeth Hecker, Nathalia Milstein und Ema Nikolovska. Der Schostakowitsch-Preis geht an Irina Antonowna Schostakowitsch, die persönlich in Gohrisch zugegen sein wird. Neben dem Œuvre Dmitri Schostakowitschs stehen Werke von Modest Mussorgsky und Alexander Raskatov im Mittelpunkt des Programms. Erstmals werden zu allen Konzerten vorab einführende Podcasts angeboten.
Dem Schaffen Dmitri Schostakowitschs stehen in diesem Jahr Werke von zwei weiteren russischen Komponisten gegenüber: Modest Mussorgsky war stilistisch und ästhetisch ein wichtiges Vorbild für Schostakowitsch, etliche Werke Mussorgskys – darunter die Opern „Boris Godunow“ und „Chowanschtschina“ sowie den Zyklus „Lieder und Tänze des Todes“ – hat Schostakowitsch in eigenen Bearbeitungen bzw. Orchestrierungen vorgelegt. Alexander Raskatov trägt die Schostakowitsch-Tradition in die Gegenwart: Der 1953 in Moskau geborene Komponist lebt seit vielen Jahren in Frankreich und feierte unlängst mit seiner neuen Oper „Animal Farm“ nach George Orwell an der Dutch National Opera in Amsterdam und an der Wiener Staatsoper große Erfolge. Raskatov sieht dem Besuch in Gohrisch voller Freude entgegen: „Schon lange sind mir die Schostakowitsch-Tage in Gohrisch ein Begriff. Jetzt werde ich diesen geschichtsträchtigen Ort endlich einmal besuchen. Es bedeutet mir sehr viel, dass meine Musik in diesem einzigartigen Kontext erklingen wird.“ Mehr


22. Musikwissenschaftliches Symposium am 19. und 20. Mai 2025 in Leipzig 

Schostakowitschs komponierende Kollegen

Eine Revision zum 50. Todestag von Bernd Feuchtner

Komponistenkollegen: Wladimir Fere, Wano Muradeli und Dmitri Schostakowitsch bei der "Woche der sowjetischen Musik" in Kirgisien im Sommer 1964. Foto: DSCH-Journal

„Warum kannten wir das nicht!“ fragten verblüffte Musikkritiker, Musikwissenschaftler und Intendanten, als Mieczysław Weinbergs Oper Die Passagierin von 1968 im Jahr 2010 mit größtem Erfolg uraufgeführt wurde. Ja, warum kannten sie Weinbergs Musik nicht? Weil sie Weinberg als Schostakowitsch-Schüler oder gar als Schostakowitsch-Kopie abgetan hatten, ohne sich überhaupt auf seine Musik einzulassen.

Wie Weinberg geistern viele Komponistennamen durch die Schostakowitsch-Literatur. Meist bleiben sie Fußnoten. Oder werden diffamiert als „Mitläufer“, „Karrieristen“, „Folkloristen“, „Konservative“, „Gebrochene“, bei denen das Hinsehen sich nicht lohne. Das dient auch der Legendenbildung: Angeblich statuierte die Sowjetmacht 1936 das erste Exempel gegen einen Komponisten an Schostakowitschs Lady Macbeth und seiner Vierten Sinfonie – dabei war dessen Freund Gawriil Popow der erste, dessen Erste Sinfonie 1935 von diesem Schlag getroffen wurde. „Warum haben wir das nicht gekannt,“ werden Musikkritiker, Musikwissenschaftler und Intendanten fragen – wenn Sie denn Popows Sinfonie einmal aufs Podium ließen.

Das Bild der komponierenden Zeitgenossen Schostakowitschs scheint festzustehen. Im Jahr von dessen 50. Todestag lohnt sich aber ein neuer Blick auf seine Zeitgenossen und unsere Urteile über sie. Gibt es da etwas zu revidieren? Oder gar zu entdecken? Gab es – wie im Westen – vielleicht auch im Sowjetbereich ganz unterschiedliche Stile, die sich auch durch die Politik nicht ausradieren ließen? Welche sind das? Wir wissen es nicht, denn die Forschung kreist nur um Schostakowitsch.

Endlich, muss man sagen, denn vor dem Erscheinen von Wolkows „Memoiren“ 1979 interessierten sich Musikkritiker, Musikwissenschaftler und Intendanten kaum für ihn. Nur seine populärsten Sinfonien Nr. 1, 5, 7, 9 und 10 tauchten im Konzert auf. Beim Publikum waren sie sehr beliebt, und das wurde zu jener Zeit nicht als positives Zeichen gewertet. Zu Schostakowitschs 50. Todestag 2025 wird es nun Festivals, Konzerte, Opernaufführungen und wissenschaftliche Aktivitäten geben. Zu  Popows 50. Todestag rührte sich 2022 – nichts. Er war Schostakowitschs lebenslanger Freund. Schostakowitsch kannte sie alle, seine komponierenden Kollegen. Und sie kannten alle ihn, verehrten ihn, rieben sich an ihm, verdammten ihn. Kalt ließ er keinen, aber auch er hatte über jeden seine Meinung.

Die Liste seiner Kollegen, die wie er im Bereich der Sowjetmacht lebten und arbeiteten ist lang (siehe die Auswahl im Anhang). Wir kennen die Namen, aber kennen wir auch die Musik? Können wir Bunin von Lokschin, Kantscheli von Karamanow oder gar Cikker von Wladigerow unterscheiden? Geschweige denn die Qualität ihrer Musik einschätzen? Sind wir uns der ganzen Bandbreite kompositorischer Handschriften bewusst? Fünfzig Jahre nach Schostakowitschs Tod ist es Zeit für eine Revision unseres Bildes dieser Klanglandschaften. Mehr:


Musikalisches Großereignis zum 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch

Schostakowitsch Festival Leipzig 2025

Vom 15. Mai bis zum 1. Juni 2025 lädt das Gewandhaus zu einer der umfangreichsten Werkschauen von Dmitri Schostakowitsch anlässlich seines 50. Todestages nach Leipzig ein. Unter der Leitung von Gewandhauskapellmeister Andris Nelsons und Anna Rakitina interpretieren das Gewandhausorchester, das Boston Symphony Orchestra und das eigens für das Festival gegründete Festivalorchester – bestehend aus Mitgliedern der Mendelssohn-Orchesterakademie und des Tanglewood Music Center Orchestra – alle Sinfonien und Solo-Konzerte Dmitri Schostakowitschs. Eine handverlesene Riege von Weltklassekünstlerinnen und -künstlern, darunter Daniil Trifonov, Nikolaj Szeps-Znaider und Baiba Skride, gestaltet die umfangreiche Kammermusikreihe. Das Quatuor Danel wird sämtliche Streichquartette des großen Russen spielen. Zwei Aufführungen der Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ an der Oper Leipzig unter Leitung von Andris Nelsons runden das umfangreiche Festivalprogramm ab.

Zudem wird die Deutsche Schostakowitsch-Gesellschaft im Rahmen dieses musikalischen Großereignisses ihr 22. Musikwissenschaftliches Symposium abhalten.

Der Vorverkauf hat bereits begonnen! Mehr unter: 


Eliot Quartett spielt sämtliche Streichquartette Schostakowitschs

Konzertzyklus „DSCH & beyond“ in Frankfurt

Das Eliot Quartett. Foto ©: Kaupo Kikkas Das Eliot Quartett. Foto ©: Kaupo Kikkas

Das Frankfurter Eliot Quartett verwirklicht zum 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch einen außergewöhnlichen Konzertzyklus, in dem es dessen sämtliche Streichquartette präsentiert, und macht sich damit selbst ein Geschenk zum zehnjährigen Jubiläum. Möglich gemacht wird das Projekt „DSCH & beyond“ von der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen und der Ernst Max von Grunelius-Stiftung als Hauptförderer.

Zeit seines Lebens balancierte Dmitri Schostakowitsch auf dem gefährlichen Grat zwischen musikalischer Ausdrucksfreiheit und Treue zum Stalinistischen Regime. Während andere russische Komponisten wie Igor Strawinsky, Sergei Rachmaninow oder Sergei Prokofjew vor der Unterdrückung ins ausländische Exil flohen, blieb Schostakowitsch in der Sowjetunion und komponierte nach außen hin „staatstreue“ Werke – immer wieder gespickt mit Spitzen, die seinen Widerstand gegen das Regime für Eingeweihte demonstrierten. Innerlich war er geplagt von Zerrissenheit und Schmerz, was er vor allem auch in seinen Streichquartetten zum Ausdruck brachte.

Genau diesem Teil seines umfangreichen Schaffens widmet sich das Eliot Quartett und plant im Vorlauf zum 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch am 9. August 2025 den außergewöhnlichen Konzertzyklus „DSCH & beyond“. „Unsere Zeit wirft besonders deutlich die Frage nach der ,Freiheit/Unfreiheit’ der Kultur im politischen Kontext auf. Anlässlich des 50. Todestags von Dmitri Schostakowitsch rücken wir sein gesamtes Streichquartett-Oeuvre, das er während der sowjetischen Diktatur komponierte, in den Mittelpunkt unseres neuen Zyklus“, erklärt das Eliot Quartett.

Zwischen Februar 2024 und Juli 2025 präsentiert das in Frankfurt beheimatete Eliot Quartett in zwölf sehr persönlichen und konzeptuell durchdachten Konzerten Schostakowitschs 15 Streichquartette und stellt sie ausgewählten Stücken anderer Komponisten von Johann Sebastian Bach, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart über Franz Schubert bis hin zu Sofia Gubaidulina und Arvo Pärt gegenüber. Damit geht das Eliot Quartett bewusst über die Person Schostakowitschs hinaus, entfernt sich teilweise sogar von ihr, nur um sich ihr dann intensiver anzunähern. „Die Musik von Schostakowitsch, die als Chronik des 20. Jahrhunderts verstanden werden kann, wird dabei von Komponisten verschiedener Epochen umrahmt, kommentiert und beleuchtet. Für uns wird dieses einzigartige musikalische Projekt einen bedeutenden inhaltlichen Meilenstein in unserer künstlerischen Entwicklung darstellen.“ Eröffnet wird der Zyklus am 8. Februar 2024 mit Schostakowitschs erstem Streichquartett. In der zweiten Konzerthälfte ergänzt der Pianist Vadym Kholodenko die Besetzung in Schostakowitschs Klavierquintett, einem der größten Erfolge des Komponisten schon zu Lebzeiten. Am Tag nach dem Eröffnungskonzert (9. Februar) liest der polnische Komponist und Ehrenpräsident der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft  Krzysztof Meyer aus der Biografie, die er über seinen Freund und Kollegen Dmitri Schostakowitsch verfasst hat. Das Eliot Quartett begleitet den Abend musikalisch.

Weitere Information zum Frankfurter Konzertzyklus finden Sie hier und auf der Webseite des Eliot Quartetts.

 

Aktivitäten unserer Mitglieder

Die 24 Präludien und Fugen Op. 87 von Dmitri Schostakowitsch

Thomas Müller, pensionierter Kinderarzt in Waren und Mitglied der Deutschen Schostakowitsch-Gesellschaft, hat seine private Leidenschaft für die Präludien und Fugen op. 87 von Dmitri Schostakowitsch in einer kleinen Einführung für seine Freunde destilliert. Müller bezeichnet seine Schrift als „Versuch einer historischen und formal-analytischen Verortung durch einen begeisterten Amateur zum Gebrauch für Amateure“.  Wir stellen diese, wie wir finden, nicht nur für den genannten Personenkreis interessante und hilfreiche Untersuchung, hier gerne zur Verfügung (Download pdf-Datei).

Auch eine Auswahl seiner Lieblingsaufnahmen hat Thomas Müller zusammengestellt, die wir aus urheberrechtlichen Gründen hier nicht präsentieren können. Die – wiederum sehr persönliche – Begründung seiner Wahl können Sie hier lesen (Download pdf-Datei).


Schostakowitschs Musiksprache: Band 13 der Schostakowitsch-Studien erscheint

Vertiefende Einblicke

Von Bernd Feuchtner

Schostakowitschs Paradoxie ist unvermindert spannend – für das Publikum ebenso wie für die Wissenschaft. Der dreizehnte Band der Schostakowitsch-Studien bringt 34 Beiträge aus den Symposien 2019 und 2021 der Deutschen Schostakowitsch-Gesellschaft. Pioniere aus deren ersten Tagen kommen ebenso zu Wort wie der wissenschaftliche Nachwuchs und Vertreter von Nachbardisziplinen wie Film- oder Politikwissenschaft. Sie sind vielen verdeckten Hinweisen in der Musik selbst auf die Spur gekommen. Detailuntersuchungen zur Vierten, Sechsten, Neunten, Zwölften und Fünfzehnten Sinfonie, zur Cellosonate, zu den beiden Cellokonzerten, zur Bratschensonate und zum Zyklus der Präludien und Fugen bringen überraschende Einsichten. Sowohl das politische als auch das kulturelle Umfeld von Schostakowitschs Komponieren werden erhellt und es wird untersucht, wie weit es erlaubt ist, Schostakowitschs Werken Inhalte und Erzählungen zu unterschieben.

Häufig wurde der russische Komponist Gegenstand von Filmen und Romanen, oft wird seine Musik im Ballett verwendet – all das schafft neue Legenden. Heutige Musikfreunde hören Schostakowitschs Musik anders als seine Zeitgenossen, denen die klingende Welt von damals so selbstverständlich war wie dem Komponisten – „Fremde Stimmen – eigene Sprache“ nannte der Komponist Boris Yoffe seinen Vortrag. Andererseits stehen uns heute neue Noten- und Manuskriptausgaben zur Verfügung, die tiefere Einblicke in die Werkstatt erlauben. All das ist auch Gegenstand der aktuellen Schostakowitsch-Forschung. Einige englischsprachige Forscher haben sich in Vierzigjährigen Schostakowitsch-Kriegen verirrt und sich um Worte statt um die Musik gestritten. Das zeigt, wie wichtig eine eigenständige deutschsprachige Forschung bleibt.
Beim Symposium „Schostakowitschs Musiksprache – Kompositionstechniken und Narration“ wurden spannende Entdeckungen vorgelegt, so auf dem Feld der Groteske (Amrei Flechsig), in den Passacaglia-Sätzen (Wendelin Bitzan), im Spätwerk (Krzysztof Meyer), im Zusammenhang mit den Werken zu Dolmatowski-Texten (Dorothea Redepenning), bei der Filmmusik (Robert Rabenalt). Gottfried Eberle entdeckte verblüffende Brücken vom Jugend- zum Spätwerk.
Auch dank großzügiger Spenden konnte der Druck des aufregenden 500-Seiten-Buches finanziert werden. Es erscheint am 7. Juli 2023 und kann ab sofort beim Wolke-Verlag bestellt werden:


Stellungnahme des Präsidenten der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft e.V. zum russischen Überfall der Ukraine:

Das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herausarbeiten

Liebe Freundinnen und Freunde der Musik von Dmitri Schostakowitsch!

Wir alle sind entsetzt über den Überfall Russlands auf den souveränen Staat der Ukraine. Aber die Zeichen waren deutlich: Die Zerstörung Tschetscheniens und Syriens, die Ausschaltung jeglicher Opposition und die Gleichschaltung der Presse waren einige der Zeichen, dass die Russen erneut in einem totalitären System gefangen sind. Und wenn die Wörter Krieg, Invasion und Aggression verboten werden, weiß eigentlich jeder, dass es sich genau darum handelt

Bernd Feuchtner. Foto: © Egbert Baars

Putin erklärte alle diejenigen zu Freiwild, die mit westlichem Lebensstil (für Putin heißt das „Wer nicht ohne Foie gras, Austern und die sogenannten Gender-Freiheiten leben kann.“) und westlichen Werten sympathisieren: Das russische Volk vermöge stets echte Patrioten von «Abschaum und Verrätern» zu unterscheiden. Es spucke sie einfach aus wie eine Fliege, die zufällig in den Mund geflogen sei.

Journalismus und Wissenschaft sind unter diesen Bedingungen nicht mehr möglich. Und so hat eine große Emigrationswelle eingesetzt, auch unter unseren russischen Freunden beschäftigt man sich mit dieser Frage.

Umso wichtiger scheint mir das Thema unseres nächsten Symposiums „Schostakowitsch in der europäischen Kultur“. Der Putin'sche Chauvinismus möchte die Kultur wieder auf ein mystisches „Russentum“ einschränken, wie Stalin das auch schon getan hatte. Die russische Kultur hat sich aber im ständigen Austausch mit den anderen europäischen Staaten entwickelt. Ihr wichtiger Beitrag zur europäischen Kultur ist kaum zu ermessen. In der Musik Schostakowitschs konzentriert sich diese gegenseitige Befruchtung.

Wir müssen alles dafür tun, um das Gemeinsame in unseren europäischen Kulturen herauszuarbeiten. Nur durch regen Austausch lässt sich verhindern, dass in Russland das Wissen um unsere engen Verbindungen ausgelöscht wird. Dazu muss auch bei uns dieses Wissen gefördert werden.

Unsere Herzen sind bei unseren ukrainischen und russischen Freunden!

Bernd Feuchtner


Briefe an Iwan Sollertinski

Dmitri Schostakowitsch ohne Maske

Nirgends zeigt sich der große sowjetrussische Komponist Dmitri Schostakowitsch so unverstellt wie in den Briefen an seinen besten Freund Iwan Sollertinski, den klügsten Musikwissenschaftler Russlands. Kennengelernt hatten sie sich in Sankt Petersburg (damals Leningrad), als Schostakowitsch 20 war und Sollertinski 24. Beide klebten sofort aneinander wie die Kletten. Und wenn sie getrennt waren, schrieben sie sich Briefe oder Postkarten. Nur die von Schostakowitsch sind erhalten. Sie geben das Bild zweier brillanter junger Künstler, die sich mit Begeisterung in die aktuellen Auseinandersetzungen stürzen und dabei nicht vergessen, das Leben zu genießen. Auch so intim erleben wir Schostakowitsch sonst nirgends. Ab 1935, mit dem Stalin’schen Terror, verändert sich die Tonlage allmählich. Die beiden sind sich nicht mehr so sicher, dass Können und Argumente sich durchsetzen. Der Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion und die Einkreisung Leningrads durch die Nazitruppen trennt die Freunde: Schostakowitsch wird nach Samara (damals Kuibyschew) evakuiert, Sollertinski nach Nowosibirsk. Ein gutes Ende scheint auf, als Schostakowitsch 1943 nach Moskau zieht und dem Freund eine Professur am Moskauer Konservatorium vermittelt. Doch der durch Kriegsentbehrungen und Mobbing in der Leningrader Philharmonie geschwächte Sollertinski erliegt 1944 mit 41 Jahren einem Herzschlag. Für Schostakowitsch war das eine Katastrophe. Seine Briefe bilden ein Monument für eine große Freundschaft und geben intime Einblicke in die kulturpolitische Entwicklung der Sowjetunion.

Jetzt endlich sind die von Dmitri Sollertinski und Ljudmila Kownazkaja herausgegebenen Sollertinski-Briefe Schostakowitschs in deutscher Übersetzung von Ursula Keller und mit einem Vorwort von Bernd Feuchter, dem Präsidenten der Deutschen Schostakowitsch Gesellschaft, versehenen Ausgabe im Wolke Verlag erschienen. Das Buch (251 Seiten, Paperback., € 36.–, ISBN: 978-3-95593-097-4) ist überall im Buchhandel erhältlich.    

Zeugnisse aus eisiger Zeit – Eine Rezension von Jakob Knaus erschien in der Schweizer Musikzeitung 1_2/2022:   

Hinter Fassade und Fälschung – Eine Rezension von Christoph Schlüren in der nmz 3/2023:


Schostakowitsch als Vokalkomponist

Während seine Opern, Sinfonien und Streichquartette zum festen Repertoire der Musikinstitutionen gehören, werden Schostakowitschs Lieder leider noch immer wenig aufgeführt. Findet man sie im Internet oder hat man Aufnahmen auf Tonträgern, fehlt oft der Text, um die Musik wirklich verstehen und genießen zu können.

Dabei hat Schostakowitsch noch mehr Vokalmusik komponiert! Sehr viel mehr, als man vermuten würde. Und dazu sind die Texte noch viel schwerer aufzutreiben.

Um ein größeres Interesse an diesen Werken zu wecken, haben wir diese Sammlung der von Schostakowitsch vertonten Texte zusammengestellt, die wir Ihnen hier zum kostenlosen Download zu Verfügung stellen. Klicken Sie einfach auf die nebenstehende Vorschau. (Diese Datei wurde zuletzt am 18. Oktober 2021 aktualisiert).

Unser Schostakowitsch-Textbuch ist noch im Aufbau, wird aber fortlaufend ergänzt. Vielleicht können ja auch Sie dazu beitragen? Schreiben Sie uns, wenn Sie uns noch fehlende Texte zur Verfügung stellen möchten: info@schostakowitsch.de


Kostenloser Download unserer Schostakowitsch-Studien

Band 1


Band 2


Band 3


Band 4


Band 5


Band 6


Band 8


Band 9


Band 10


Band 11


Die Deutsche Schostakowitsch Gesellschaft stellt ab sofort die nicht mehr im Buchhandel erhältlichen Bände ihrer Schostakowitsch-Studien zum kostenlosen Download bereit. Die Bände enthalten im Wesentlichen Vorträge, die seit 1992 im Rahmen unserer Musikwissenschaftlichen Symposien von renommierten Musikwissenschaftlern und Musikwissenschaftlerinnen gehalten wurden und stellen einen überaus wertvollen Beitrag zur internationalen Schostakowitsch-Forschung dar. Sie sind zwischen 1998 und 2014 im nicht mehr existierenden Verlag Ernst Kuhn, Berlin erschienen. Durch Anklicken des Titelbildes startet der Download des jeweiligen Bandes. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Übersichtsseite. 


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